Ejakulationen und Testosteron – Reduziert das Abspritzen tatsächlich den Testosteronspiegel?
Eine der am häufigsten gestellten Fragen ist die, ob regelmäßige Masturbation bzw. Ejakulation den Testosteronspiegel reduziert. Treue Leser wissen bereits, dass das Masturbieren zu Pornos dem männlichen Körper schadet. Doch gilt dies auch für das Masturbieren ohne Pornos?
Objektiv betrachtet ergibt es natürlich Sinn, dass das Ejakulieren zu einer Reduzierung des Testosteronspiegels führt, da die Testosteronproduktion in den Hoden stattfindet und man beim Ejakulieren das gute Zeug einfach „herausschleudert“. Doch auch, wenn es objektiv betrachtet Sinn ergibt, heißt dies noch lange nicht, dass dies auch der Wahrheit entspricht.
Athleten sind dafür bekannt, dass sie vor einem Wettkampf auf Sex verzichten, weil sie sich dadurch aggressiver und stärker fühlen. Doch Sportler sind nicht die einzigen Männer, die auf regelmäßige Ejakulationen verzichten. Auch Leute wie Napoleon Bonaparte, Thomas Jefferson, George Washington, William Shakespeare oder Abraham Lincoln haben entsagt, um die sexuelle Energie für andere, in ihren Augen wichtigere Projekte, zu bündeln.
Doch hat der Verzicht auf Sex bzw. das Ejakulieren tatsächlich eine Auswirkung auf den Testosteronspiegel?
Ejakulationen und Testosteron
Ein heikles Thema, das ich jedoch rein wissenschaftlich angehen werde. Glücklicherweise gibt es ausreichend Studienmaterial aus dem Human- und Tierbereich, um zum Schluss ein interessantes Fazit ziehen zu können.
Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Testosteronspiegel ab dem 7. Tag der Abstinenz auf 145% ansteigt (1), während eine längerfristige Abstinenz von 3 Wochen die Testosteronproduktion reduziert (2).
In vielen Studien im Human- und Tierbereich konnte mehrfach bewiesen werden (3, 4, 5, 6), dass Ejakulationen den Testosteronspiegel nicht signifikant reduzieren, wodurch der Mythos, dass Ejakulationen zu einem Absinken des Testosteronspiegels führen, zerschlagen ist.
Doch auch, wenn Ejakulationen den Testosteronspiegel nicht signifikant reduzieren, so können sie dennoch dazu führen, dass der Körper das im Blutserum befindliche Testosteron nicht mehr optimal nutzen kann. Es ist bekannt, dass multiple Ejakulationen die Androgenrezeptoren reduzieren (7) und die Östrogenrezeptoren erhöhen (8). Eine weitere Studie mit Nagetieren (9) fand heraus, dass 1 bis 2 Ejakulationen in einer kurzen Zeitspanne die Androgenrezeptorenaktivität im Körper erhöhen, während 4 oder mehr Ejakulationen zu einer drastischen Reduzierung dieser führen. Dies ist ein Hinweis darauf, dass Sex bzw. das Masturbieren bis zur „sexuellen Erschöpfung“ die Fähigkeit des Körpers reduziert, Androgene wie Testosteron wirkungsvoll zu verwerten.
Während die Masturbation alleine keinen signifikanten Einfluss auf den Testosteronspiegel ausübt, ist dies bei Sex mit einer realen Person grundlegend anders. In einer Studie mit 44 Männern, die einen Sexclub besuchten, konnte bewiesen werden, dass die Männer, die an diesem Abend Sex hatten, von einem Anstieg des Testosteronspiegels von 72% profitierten, während diejenigen, die nur zuschauten, immerhin noch einen Anstieg von 11% verzeichneten (10).
In einer weiteren Studie mit Paaren fand man heraus, dass der Testosteronspiegel des Mannes an den Tagen, an denen sie Sex hatten, stieg, während er an den Tagen, an denen es nicht zum Sex gekommen ist, normal blieb (11).
Eine letzte Studie, die ich an dieser Stelle zitieren möchte, kam zu dem Ergebnis, dass ältere Männer, die regelmäßig Sex haben, generell einen höheren Testosteronspiegel aufweisen als jene, die keinen Sex mehr haben (12).
Was bewirkt diesen Testosteronanstieg bei realem Sex und nicht beim Masturbieren? Höchstwahrscheinlich die Interaktion mit dem anderen Geschlecht, die Berührungen, Pheromone, das Gefühl der Dominanz und wahrscheinlich alle anderen Faktoren, die beim „Sex mit sich selbst“ fehlen.
Fazit
Der Zusammenhang zwischen Ejakulationen und deren Effekt auf Testosteron sind zwar noch nicht ausführlich untersucht, dennoch lässt sich anhand der vorliegenden Studien eine klare Tendenz erkennen:
- Eine kurzzeitige Abstinenz von Ejakulationen kann zu einem Anstieg an Testosteron führen.
- Eine langfristige Abstinenz von Ejakulationen führt zum genauen Gegenteil, nämlich zu einer Reduzierung des Testosteronspiegels.
- Eine Ejakulation führt nicht zu einer spürbaren Reduzierung des Testosteronspiegels.
- Ejakulationen bis zum Punkt der „sexuellen Erschöpfung“ erschwert es dem Körper, Testosteron effizient zu nutzen.
- Masturbation scheint den Testosteronspiegel nicht signifikant zu reduzieren (anders sieht es bei der Masturbation zu Pornos aus!).
- Sex mit einer realen Person kann den Testosteronspiegel erhöhen.
Dies sind gemäß aktuellem Wissensstand die Fakten zum Thema Ejakulationen und Testosteron. Hierauf basierend rate ich dazu, bei jeder möglichen Gelegenheit Sex mit dem anderem Geschlecht zu haben.
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