Fenugreek, im deutschsprachigen Raum als Bockshornklee bekannt, ist eine Pflanze, deren Samen als Gewürz in der indischen Küche verwendet werden. Indien ist es auch, das 80% des auf dem internationalen Markt befindlichen Fenugreek anbaut.
Im Ayurveda wird Fenugreek hauptsächlich bei Verdauungsstörungen angewendet.
Nun ist bekannt, dass Bodybuilder aufgrund ihres hohen Eiweißkonsum öfters mal unter genau diesen Problemen zu leiden haben, doch dies ist nicht der Grund, warum Fenugreek plötzlich in den Supplementregalen aufgetaucht ist.
Der Grund für die aggressive Vermarktung von Fenugreek im Bodybuilding ist, dass diverse wissenschaftliche Studien bewiesen haben, dass es den Testosteronspiegel beim Menschen erhöht.
Das ist Grund genug für die Supplementindustrie, Fenugreek nun als wirkungsvollen Testosteron-Booster zu vermarkten.
Fenugreek erhöht den Testosteronspiegel, aber…
Fenugreek erhöht tatsächlich den Testosteronspiegel beim Menschen.
Interessant ist jetzt die Frage, wie genau es das schafft. Kurbelt es die Testosteronproduktion etwa direkt in den Hoden an? Oder enthält es sogar steroidale Saponine, so wie beispielsweise Tribulus Terrestris?
Leider trifft nichts davon auf Fenugreek zu.
Fenugreek steigert den Testosteronspiegel durch Blockade des 5-alpha-Reduktase-Enzyms.
Bedeutet im Klartext: Fenugreek verhindert, dass Testosteron in das weitaus stärker androgen wirkende Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt wird.
5-alpha-Reduktase, DHT und Fenugreek
Nun ist die Blockade des 5-alpha-Reduktase-Enzyms ein zweischneidiges Schwert.
Athleten, die unter den Nebenwirkungen von zu viel DHT zu leiden haben, beispielsweise in Form von Haarausfall, Akne oder einer benignen Prostatahyperplasie, werden Fenugreek sicherlich als sinnvolles Supplement bezeichnen.
Wer jedoch an einem Muskel- und Kraftaufbau, schneller Regeneration nach intensiven Workouts, normaler Libido und Erektionsfähigkeit und einer typisch männlichen Einstellung interessiert ist, wird jedoch genau das durch den Einsatz von Fenugreek blockieren.
Die Wissenschaft ist sich größtenteils darüber einig, dass DHT das Hormon ist, das für die oben genannten Dinge verantwortlich ist, und weniger Testosteron an sich.
Die meisten Vorteile von Testosteron entstehen erst dadurch, dass dieses zu DHT konvertiert.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass bei mir der Einsatz von Saw Palmetto, das ebenfalls das 5-alpha-Reduktase-Enzym und somit die Umwandlung von Testosteron zu DHT blockiert und eigentlich Prostatabeschwerden lindern sollte, zu einem drastischen Kraftverlust, einer Reduzierung der Libido und einer Reduzierung meiner Erholungsfähigkeit von intensiven Workouts geführt hat.
Aus diesem Grund ist auch Fenugreek als Testosteron-Booster meiner Meinung nach leider alles andere als sinnvoll.
Fenugreek und der Blutzucker
Wenig bekannt ist, dass Fenugreek eine Aminosäure namens 4-Hydroxyisoleucin enthält, die den Blutzucker stabilisieren und die Insulinrezeptoren sensibilisieren kann.
Wer also der Meinung ist, dass seine Muskeln erst dann richtig voll werden, wenn er so viele Kohlenhydrate zu sich nimmt, dass er fett wird, leidet höchstwahrscheinlich unter einer Insulinrezeptoreninsensibilität. Das geschieht, wenn über einen längeren Zeitraum zu viele und vorallem falsche Kohlenhydrate (Einfachzucker) zugeführt wurden. Als Resultat hieraus muss der Körper immer mehr Insulin produzieren, um dieselbe Wirkung zu erzielen.
Es handelt sich hierbei um eine Vorstufe des nicht insulinpflichtigen Diabetes Typ 2.
Die Insulinsensibilität kann aber auch durch beispielsweise regelmäßiges Fasten und Supplements, wie z.B. Chrom, verbessert werden.
Wie sieht die optimale Dosierung von Fenugreek aus?
Wer Fenugreek entgegen aller Warnungen verwenden möchte, benutzt in der Regel 500-600mg eines auf 50% Fenuside (der wirksame Bestandteil von Fenugreek) standardisierten Extrakts in Kapsel- oder Tablettenform.
Es ist ratsam, auf Nebenwirkungen während der Einnahme zu achten und diese abzubrechen, wenn die unerwünschten Nebenwirkungen die erwünschten Wirkungen übersteigen.
Noch was Interessantes zum Schluss: Neben all den zuvor erwähnten Nebenwirkungen sorgt auch eine weitere, von der Supplementindustrie natürlich verschwiegene Nebenwirkung, für einen faden Beigeschmack bei der Einnahme:
Fenugreek wird teilweise über den Urin und den Schweiss ausgeschieden und verändert sowohl beim Urin als auch beim Schweiss den Geruch. Wer Fenugreek benutzt, riecht nicht selten nach Brühwürfel/Maggi!
Fazit
Fenugreek erhöht zwar den Testosteronspiegel, dies jedoch auf Kosten des wirkungsstärkeren Dihydrotestosterons.
Bodybuilder sollten deshalb einen weiten Bogen um dieses Supplement machen.
Der einzige Einsatz ist lediglich bei Männern denkbar, die DHT-Nebenwirkungen eindämmen möchten und denen die genannten Nebenwirkungen egal sind.
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